Ohne Euch

Ohne Euch

Samstag, 31. Dezember 2016

2016...ein Rückblick

Von Jahr zu Jahr glaube ich immer weniger an das gute, neue Jahr, daran, dass ein Jahr besser wird. Es gab zu viele enttäuschte Hoffnungen, zu viele Tiefschläge, die die letzten Jahre beschert haben, dass ich den Glauben fast gänzlich verloren habe, dass es wirklich einmal soviel besser werden könnte. 

Dabei fing 2016 gar nicht so schlecht an. Wir planten unsere kleine, feine Hochzeit, waren beide glücklich und euphorisch, weil es sich so gut entwickelte. Wir hatten uns für ein kleines Standesamt in der Nähe meines Heimatdorfes entschieden, in einer kleinen malerischen Stadt. Alles lief, wie wir es uns gewünscht hatten. Dann sagten wir es unseren Familien und damit wurde unsere Hochzeit auch schon wieder überschattet. Ich habe schon seit Jahren ein mal mehr, mal weniger schlechtes Verhältnis zu meinen Eltern und als wir ihnen von unseren Plänen erzählten, reagierten sie plötzlich so völlig anders, als erhofft. Sie waren ganz und gar nicht begeistert und als ich später noch einmal mit ihnen darüber reden wollte, eskalierte es und es kam zu einem sehr unschönen Streit, wo viel gesagt wurde, was man leider nicht mehr so einfach vergessen kann. Das Ende vom Lied, wir beendeten das Gespräch ohne Aussprache und damit brach der Kontakt erstmal ab. Ich konzentrierte mich auf meine Hochzeit und die Menschen, die mir zur Seite standen, auch wenn ich sehr traurig war, dass meine Eltern nicht an meiner Seite sein würden. 


So kam dann endlich der große Tag im April. Trotz der Probleme im Vorfeld war es ein wunderschöner Tag. Meine Schwester war mit ihrer Familie da und stand mir als Trauzeugin zu Seite, genau wie meine Schwägerin für meinen Mann. Die Trauung war wunderschön, ich war so glücklich und stolz, als ich endlich die Ehefrau meiner großen Liebe wurde. Und der Nachmittag in diesem süßen kleinen Cafe mitten in dem kleinen Städtchen war ebenso schön. Es gab eine tolle kleine Hochzeitstorte und wir hatten schöne Stunden im kleinen Kreis. Es war alles in allem ein toller Tag und ich liebe es seitdem sehr Ehefrau zu sein.

Nach der Hochzeit begannen wir dann alles für die künstliche Befruchtung zu planen, wir wechselten beide in eine andere, gemeinsame Krankenkasse und so bald der Wechsel vollzogen war, stellten wir den Antrag und im Juli konnten wir dann die ersten konkreten Pläne machen. Im August ging es dann für mich mit dem langen Protokoll und den ersten Spritzen los und den Rest kennt ihr ja schon. 

Jetzt sitze ich hier, am letzten Tag diesen Jahres und versuche immer noch zu begreifen, was passiert ist. Eigentlich wäre ich jetzt in der 19. Woche, wüsste vielleicht auch schon, dass es ein Mädchen ist und würde sie schon zart spüren. Zudem würden wir wohl mittlerweile auch schon wissen, dass Stella krank ist. Wäre sie nicht gestorben, hätten wir uns jetzt damit auseinander setzen müssen, uns auf ein Leben mit einem behinderten Kind einzustellen. Ich bin mir sehr sicher, dass wir das geschafft hätten. Es bringt aber nichts, noch lange darüber nachzudenken, weil es ja nun mal nicht dazu gekommen ist. Stella ist jetzt bei den beiden anderen Engeln und ich hoffe, es geht ihr da oben richtig gut. Ich glaube fest daran, dass wir uns eines Tages alle wieder sehen. Vielleicht in einem anderen Land, so wie wie Nangijala aus dem Buch die Brüder Löwenherz von Astrid Lindgren. 

Wenn ich jetzt also hier sitze und darüber nachdenke, was das neue Jahr wohl für mich bereit hält, spüre ich, wie wenig Hoffnung ich nur noch habe, dass etwas Gutes auf mich wartet. Sonst hatte ich immer dieses Bild, dass ich vielleicht im nächsten Jahr endlich ein Kind im Arm halten würde, an Silvester, und heute? Werde ich jemals dieses Glück erfahren? Eine Chance haben wir noch, aber wie sähe diese Chance aus? Würde die Hoffnung wieder zerstört werden? Würden wir am Ende wieder nur um ein weiteres Kind trauern müssen? Ich weiß es nicht, eine leise Stimme in mir sagt, komm, nimm diese letzte Chance wahr. Und sie wird lauter. Aber ich bin nun mal nicht alleine und diese Entscheidung müssen wir gemeinsam treffen. Das wird in den nächsten Tagen passieren, wie die Entscheidung ausfallen wird, werdet ihr sicher bald erfahren. Jetzt werde ich erstmal die letzten Stunden in diesem Jahr noch verbringen, gemeinsam mit der großen Liebe meines Lebens und mit ihm in unser 14. gemeinsames Jahr starten. Was das neue Jahr auch für uns bereit hält, wir werden es gemeinsam erfahren. Eines weiß ich ganz sicher, ich werde ihn und unser nächstes gemeinsames Jahr sehr lieben. Kommt alle gesund ins neues Jahr...bis dann.

Montag, 26. Dezember 2016

mein größter Weihnachtswunsch...unerfüllbar

Wir hatten so schöne Wünsche und Träume und einer davon war, Weihnachten mit euch. Wir zusammen unter dem Weihnachtsbaum, ihr mit strahlenden Augen. Aber es blieb nur ein Traum, ein Wunsch, ein Gedanke... Und an Weihnachten fehlt ihr uns noch mehr, als sonst schon. Die Tage sind schwer, man spürt es an jeder Ecke. 











Say my name - Stella

Mein geliebtes drittes Kind,

seit kurzem wissen wir endlich, was mit dir passiert ist und warum du uns wieder verlassen musstest. Du hattest eine Trisomie 21 und bist daran gestorben. Und du warst ein Mädchen. Ich hatte es im Gefühl und es wurde bestätigt, und jetzt hast du auch einen Namen. Wir haben dich Stella genannt. Stella, der Stern. Auch mein Name bedeutet der Stern. Das, und das du ein Sternenkind bist, war für uns die perfekte Bedeutung. 

Bis jetzt wusste ich zwar viel über Kinder mit Trisomie 21, ich bin schließlich Kinderkrankenschwester und habe schon viel mit behinderten Kindern gearbeitet, aber ich wusste nicht, dass auch eine Trisomie 21, genau wie die 13 und 18, ein häufiger Grund oder eine häufige Ursache für frühe Fehlgeburten ist. Auch Kinder mit einer Trisomie 21 können sich in diesen Fällen nicht richtig entwickeln und sterben in den meisten Fällen an ihren schweren Missbildungen und an ihren schweren Herzfehlern. Wahrscheinlich ist es Dir, kleine Stella, auch so ergangen. Da hat die Natur den Weg wieder einmal vorgegeben, aber dieses Mal wissen wir wenigstens, woran es lag.

Mein kleines Mädchen. Ich sehe dich so oft vor mir, unser kleines, süßes, so sehr geliebtes Mädchen. Wie gerne hätte ich dich kennen gelernt, dich in meinen Armen gehalten und dich geliebt. Wir hätten uns auch auf dich gefreut und dich geliebt, wenn du krank gewesen wärst, denn wir haben so lange auf dich gewartet und soviel getan, um dich zu empfangen. Doch ich werde bald 40 und da ist die Gefahr nun einmal sehr groß, dass so etwas passiert. Dennoch bereue ich nichts, keinen Tag, den du bei mir warst. Und ich vermisse dich jede Sekunde, seit du uns verlassen hast. Ich bin sogar ein wenig neidisch auf alle, die schon bei dir und deinen Geschwistern im Himmel sind. Ich glaube fest daran, dass wir uns eines Tages wiedersehen, aber das dauert noch so lange. Und bis dahin muss ich hier unten mein Leben ohne euch durch halten. Ein Glück, dass ich euren Papa habe. Er ist mein Grund zu leben und weiter zu kämpfen. Und mit ihm werde ich auch diese schwere Zeit durchstehen und irgendwann wieder mit mehr Lebensfreude durch's Leben gehen. Er ist meine Sonne, mein Licht, mein Lebenselexir. 

Ich denke so oft an dich und deine Geschwister. Ihr seid ständig Teil meiner Gedanken und Gefühle. Ich hoffe, euch geht es da, wo ihr seid, gut. Und dass ihr unsere unendlich große Liebe spürt, die wir für euch empfinden. Es sind schon wieder 6 Wochen vergangen, wo ist nur die Zeit hin? Jeden Tag muss ich dran denken, wie weit ich wäre, und wie groß du schon wärst. Wir wären schon in der 18. Woche, und vielleicht würde ich dich schon spüren. Oder wir hätten auch schon gewusst, dass du ein kleines Mädchen bist. In 2 Wochen wäre schon Halbzeit gewesen. Wie schnell die Zeit doch vergangen ist, seit du uns verlassen hast. Und wie langsam erschien sie mir, als dein Herz noch unter meinem geschlagen hat, immer die rettende 13. Woche im Blick. Heute weiß ich, sie hätte dich auch nicht gerettet. Dennoch hätte ich dich einfach so gerne länger bei mir gehabt. Aber in meinem Herzen wirst du immer einen Platz haben, ebenso in meinen Gedanken, genau wie deine beiden Geschwister. 

Ich werde euch immer lieben und niemals vergessen! WIR werden euch immer lieben und niemals vergessen! 

Mittwoch, 16. November 2016

Das Schicksal ist ein mieser Verräter

Meine geliebten Sternenkinder,

lange war es ruhig hier. Nicht weil wir euch vergessen haben, sondern weil es etwas gab, eine Aufgabe oder besser ein Ziel, auf das wir hingearbeitet haben. Wir wollten endlich ein Kind auf dieser Welt willkommen heißen und es in unseren Armen halten. Und weil ich auf natürlichem Weg nicht mehr schwanger wurde, sind wir in eine Kinderwunschklinik gegangen. 

In der KiWuKlinik haben euer Papa und ich uns von Anfang an sehr wohl gefühlt. Unser behandelnder Arzt schaffte es vom ersten Gespräch an uns Hoffnung zu machen. Wir wurden beide untersucht. Und zunächst schien es auch so, dass alles okay war. Meine Werte waren ok und auch die von eurem Papa waren zwar nicht perfekt, aber gut genug, um die Hoffnung nicht zu verlieren. Weil es aber immer noch nicht klappte, wurde dann bei mir eine Bauchspiegelung gemacht, wo schließlich heraus kam, dass ich Endometriose habe und beide Eileiter verschlossen waren. So brachte es natürlich nichts, dass ich schön regelmässige Zyklen hatte mit Eisprung, wenn die Eizellen nicht da ankamen, wo sie hin sollten. Für eine künstliche Befruchtung fehlten uns aber zwei wichtige Dinge, damit die Kosten übernommen wurden. Wir mussten heiraten und die Krankenkasse wechseln, weil nur noch wenige die Kosten komplett übernehmen.

Heiraten wollten euer Papa und ich schon lange, aber jetzt wollten wir es endlich auch tun. Also wurde eine kleine, aber feine Hochzeit geplant und im April dieses Jahr wurden wir zu Mr & Mrs. Wir waren beide so glücklich, es war so ein wunderschöner Tag. 

Kurz darauf war dann auch der Wechsel der Krankenkasse perfekt und wir konnten endlich den Antrag für die künstliche Befruchtung einreichen. So bald wir die Genehmigung dann hatten, wurde alles mit unserem Doc besprochen und wir bekamen unseren Behandlungsplan. Wir holten die ersten Medikamente ab und das waren eine ganze Menge. Und dann kam er schon bald, der Tag, wo ich mir die erste Spritze setzen musste. Ich reagierte bald recht heftig auf die Hormone, dennoch wusste ich ja, wofür ich es tat und hielt tapfer durch. Dann startete die eigentlich Stimulation der Eizellen und wir konnten bei Ultraschalluntersuchungen sehen, wie schöne, große Eizellen heranreiften. Schließlich stand die Eizell-Punktion an und mir wurden 8 Eizellen entnommen. Von ihnen ließen sich dann 4 befruchten und nach 3 Tagen waren zwei wunderschöne Achtzeller übrig, die ich per Transfer dann zurück bekam. 


Zwischen der Punktion und dem Transfer erreichte uns dann noch die sehr traurige Nachricht, dass meine Oma von uns gegangen war. Sie war schon 89 und sehr krank und es war wirklich eine Erlösung für sie. Dennoch warf es mich aus der Bahn. Ich hatte große Angst, dass es den beiden Blumenkindern schaden könnte und sie sich nicht einnisten würden. Diese Angst konnte man mir in der KiWu zum Glück nehmen und wir fuhren eine Woche nach dem Transfer auch zur Beerdigung, auch wenn die sehr schwer für uns war. Aber ich versuchte daran zu glauben, dass meine Oma jetzt von da oben auf die beiden und uns aufpasste. Und man sagt doch so schön, der eine geht, der andere kommt.

Dann begann also die Wartezeit. Erst 14 Tage nach dem Transfer sollte ich zum Bluttest in die KiWu kommen. 14 Tagen können schrecklich lang sein. Dennoch war ich lange tapfer und habe erst bei Pu+13 (das heißt, der 13. Tag nach der Punktion) einen Test zu Hause gemacht.


Und konnte es kaum glauben, als plötzlich eine zarte zweite Linie erschien. Gebeutelt von so vielen negativen Tests der letzten Jahr hatte ich kaum gewagt zu hoffen. Doch der zweite Strich war da und ich somit wirklich schwanger. Wir waren schwanger! 

Der Bluttest einige Tage später war dann auch positiv, obwohl der Wert etwas zu niedrig war. So musste ich 4 Tage später noch mal hin und da der Wert sich bis dahin mehr als verdoppelt hatte, wurde ich etwas beruhigt. Dennoch war die Anspannung sofort da. War wirklich alles okay? Würden wir beim ersten Ultraschall etwas sehen? Darauf mussten wir dann noch mal warten, aber bei 5+6 (5. Schwangerschaftswoche plus 6 Tage, also waren wir in der 6. Schwangerschaftswoche) durften wir zum ersten Ultraschall kommen. Und da war er, unser Krümel. Völlig zeitgerecht. Wir waren so unfassbar glücklich. Ein Bild haben wir nicht bekommen, weil unser Doc da abergläubig war und beim ersten US nie ein Bild mitgibt. Das änderte aber nichts an unserer Freude.


Anderthalb Wochen später gab es dann den nächsten US und da schlug dann auch kräftig das kleine Herz. Wir waren so erleichtert und glücklich. Somit wurden wir dann auch aus der Kinderwunschklinik entlassen und an meinen Gynäkologen überwiesen. Natürlich war die Angst wieder sehr präsent. Ich versuchte so gut ich konnte positiv zu denken. Ich war super eingestellt, mein Schilddrüsenwert war super, ich nahm Progesteron und Estrifam und es sah alles super aus. Dennoch ging es mir schlecht, denn mich hatte von Anfang an eine schwere Schwangerschaftsübelkeit im Griff. Dazu kam dann noch Durchfall, den ich durch die Angst und Sorgen bekam. So konnte ich die Freude über die Schwangerschaft nicht so richtig genießen, aber ich versuchte es.

Bei 9+0 hatten wir dann den ersten Termin bei meinem Gynäkologen und ich war ein absolutes Nervenbündel. Immerhin hattest du uns damals bei 9+2 verlassen und die Bilder von damals waren wieder sehr präsent. Und dann warst du da, so wunderschön und so gewachsen und das allerwichtigste, dein Herz hat so schön geschlagen. 
Dieser Moment war immer der schönste. Und es nahm mir für kurze Zeit die Angst und Sorge. Wir konnten soviel erkennen. Den Kopf, die kleinen Arme und Beine. Alles war da und so, wie es sein sollte. 

Eine Woche später war ich wieder beim Gyn und da haben wir nur kurz geguckt, ob alles okay ist. Und das war es. Bei 10+0 hat dein Herz wieder so schön und kräftig geschlagen und du warst wieder so schön gewachsen. Sollte es dieses Mal wirklich gut gehen? Die ersehnte 13. Woche kam langsam näher und ich wagte immer mehr zu hoffen.

Bei 11+0, also zu Beginn der 12. Woche, es war der 11.11., waren wir dann wieder beim Arzt. Nur noch eine Woche und da die letzten Wochen alles so gut war, hoffte ich auf ein schönes Bild und freute mich schon auf das schlagende Herz. Dann begann unser Alptraum erneut. Krümel war da, wunderschön und so gewachsen, aber es fehlte wieder das entscheidene, der Herzschlag. Wir alle sahen sofort, dass das Herz nicht mehr schlug. Mein Arzt guckte sich alles ganz genau an. Man sah alles, den Kopf, den Bauch, die Arme und Beine, aber nicht das schlagende Herz. In diesem Moment brach unsere Welt für immer zusammen. Ich sah hilflos zu eurem Papa und zum Arzt, aber es half nichts. 

Wir wurden wieder ins Krankenhaus überwiesen und machten uns sofort auf den Weg. Wir wussten beide genau, was jetzt auf uns zu kam. Erstmal mussten wir wieder sehr lange warten. Ich war nach kurzer Zeit völlig fertig und brach immer wieder in Tränen aus. Erst nach einigen Stunden wurden wir dann endlich aufgerufen. Nach einem kurzen Gespräch machte auch der Arzt einen Ultraschall und es blieb bei der bitteren Gewissheit, auch unser drittes Kind hatte uns verlassen. Es musste erst kurz vor dem Termin bei meinem Gyn passiert sein, Krümel war absolut zeitgerecht entwickelt und so wunderschön. Ich konnte den Blick nicht abwenden. Da war alles, wie es sein musste, wieso nur hatte das Herz einfach wieder aufgehört zu schlagen? Ich werde es wohl nie verstehen. 


Ist es nicht wunderschön?

Da im Krankenhaus sehr viel los war, wurde ich wieder nach Hause geschickt und sollte Montags, es war Freitag, wieder kommen, zur Ausschabung. Ich hatte kurz überlegt, ob ich es dieses Mal mit einem natürlichen Abgang versuchen wollte, aber alleine die Aussicht, dass es 3-4 Wochen bis dahin dauern könnte, ließ mich doch den anderen Weg wählen. Ich hatte einfach nicht mehr die Kraft und wollte in diesem Moment nur noch einen Abschluss. 

Wie ich das Wochenende überlebt habe, weiß ich nicht mehr so genau. Irgendwie habe ich versucht mich abzulenken. Aber ich habe viel geweint und war sehr verzweifelt. Warum nur ist das Schicksal so ein mieser Verräter? Wie viel muss ein einzelner Mensch denn ertragen? Warum hat Gott das wieder zugelassen? Ich schwanke seitdem zwischen unendlicher Trauer, Verzweiflung und Wut. Warum ist es uns nicht gegönnt, ein Kind in unseren Armen zu halten?

Irgendwann war dann doch Montag morgen und wir machten uns wieder auf den Weg ins Krankenhaus. Uns war schnell klar, dass wir auch dieses Mal wieder lange würden warten müssen. Ich hatte mir schon zuhause Tabletten einführen müssen, die zur Vorbereitung den Muttermund öffnen sollten. Weil ich dann so lange warten musste, bekam ich mit der Zeit starke Schmerzen, die schließlich unerträglich wurden. Beim letzten Mal waren sie schon sehr heftig gewesen, aber das waren mit Abstand die schlimmsten Schmerzen, die ich je in meinem Leben hatte. Ich konnte nur noch weinen und stöhnen und hab mich im Bett gewunden. Schließlich wurde ein Arzt gerufen, ich bekam eine Schmerzinfusion und wurde letzendlich dann doch im OP vorgezogen. So großes Vertrauen ich bisher in dieses Krankenhaus immer hatte, das hätte wirklich nicht sein müssen. Als ich im OP ankam, war ich nur noch fertig und einfach froh, als die Narkose eingeleitet wurde. 

Als ich aus der Narkose erwachte, war ich immer noch völlig erschöpft und das lag nicht nur an den Nachwirkungen der OP. Ich wurde bald auf die Station gebracht und nachdem ich aufgestanden und zur Toilette gegangen war, durfte ich schließlich nach Hause. Seitdem lecke ich hier Zuhause meine Wunden und versuche irgendwie mit der tiefen Trauer umzugehen. Es fällt mir einfach nur schwer. So erstarrt ich letztes Mal war, so viele Tränen sind seitdem geflossen. Ich verstehe es immer noch nicht, warum wir auch unser drittes Kind verlieren mussten. Dieses Warum wird uns wahrscheinlich nie beantwortet werden. 


Die Spieluhr hab ich von eurem Papa nach dem Arzttermin bei 9+0 bekommen. Sie spielt Lalelu und ist jetzt die einzige Erinnerung, die ich an unser drittes Sternenkind habe. Ich habe sie ihm jeden Abend vor dem schlafen vorgespielt. 

Euer Papa ist für mich die größte Stütze überhaupt. Ich bin so glücklich, ihn an meiner Seite zu haben. Ich wüsste nicht, was ich ohne ihn machen würde. Ich liebe ihn so über alles und wäre so glücklich gewesen, ihn zu einem Erdenpapa zu machen. Er wäre sicher der beste Papa geworden, den ich mir vorstellen kann. So aber sind wir auch weiterhin "nur" Sternenmama und Sternenpapa.  Und werden uns jetzt auf ein Leben ohne Kind im Arm, dafür aber mit drei Sternenkindern im Herzen einstellen müssen. Es wird unendlich schwer, aber ich weiß, mit eurem Papa an meiner Seite werde ich es irgendwie schaffen.