Ohne Euch

Ohne Euch

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Worldwide Candlelighting 10. Dezember 2017

Auch in diesem Jahr war es am zweiten Dezemberwochenende wieder soweit, das alljährliche Worldwide Candlelighting stand an. Wir zelebrierten diesen Gedenktag schon im 8. Jahr und ich musste im Vorfeld unsere Gedenkecke erweitern, weil für unsere drei Sternenkinder mittlerweile schon einige schöne Erinnerungen zusammen gekommen sind. 

Im letzten Jahr schon erreichten uns das wunderschöne Kerzenglas mit der leuchtenden Schrift "Licht der Sterne" und der kleine Schutzengel kurz nach Stellas Tod. Sie kamen von meinen ehemaligen Kugelbuddies, mit denen ich nach der ICSI gemeinsam eine Whatsapp-Gruppe hatte und zusammen schwanger war, bis das Stella uns verlassen hat. 

Später erreichte mich dann diese wunderschöne getöpferte Kugel mit Stella als Engel darauf von einer lieben Freundin und Leidensgenossin, die ich in meiner Sternenkinder-Gruppe bei Facebook kennengelernt hatte. Diese Kugel sagt so vieles aus, sie ist so wunderschön, ich sehe sie mir so gerne an und sehe meine Stella in ihr. 

Vor kurzem dann erreichten mich zwei überraschende Päckchen, die mich auch sehr berührt haben. In dem einen war dieser Holzständer mit den drei Holzsternen, für jedes Sternenkind eines, von einer lieben, "alten" Schulfreundin. So eine wunderschöne Erinnerung an unsere drei Sterne.
Und in dem anderen Päckchen war eine wunderschöne Tasse von den zwei der Freundinnen aus der alten Whatsapp, mit denen ich immer noch engen Kontakt habe. Es rührt mich so sehr, wie viele immer noch an mich und uns und unsere drei Kinder denken. Es tut so gut, dass sie nicht vergessen werden. 

Am Sonntag war ich den ganzen Tag schon in Gedanken an die Lichterwelle. Ich hatte die Gedenkecke am Vortag schon erweitert und neu dekoriert und so bald es dunkel wurde, brannten schon die Kerzen. Es ist immer wieder so tröstlich und warm, auch wenn es ebenso schmerzlich ist, dass wir jetzt schon seit so vielen Jahren um unsere Kinder trauern und entgegen der Hoffnungen, die wir solange hatten, uns nur die drei geblieben sind, ohne Kind im Arm oder an der Hand. 

Um 19 Uhr dann zündeten wir auch unsere drei Lichter auf dem Balkon an, die dort die ganze Nacht über brannten und ihr Licht in die Welt hinaus sandten. In diesem Jahr brannten unsere Kerzen für unsere eigenen drei Sternenkinder, für die vielen Sternenkinder unserer Freunde, Bekannten und aller, die wir durch unser Schicksal schon kennen gelernt haben. Und ganz besonders brannten sie für einen lieben Freund, der vor 2 Monaten ganz plötzlich nach einem schweren Herzinfarkt verstorben ist, und der uns seitdem so schmerzlich fehlt. Wir dachten an diesem Tag an alle, die uns so fehlen, an alle die dort oben im Himmel auf uns aufpassen. 

Samstag, 9. Dezember 2017

Trisomien - Wenn ein kleines Extra alles verändert

Nachdem Stellas Herz stehen blieb, wurde sie untersucht. Endlich wurde untersucht, warum auch das  Herz unseres dritten Kindes stehen geblieben war, obwohl alles immer so gut aussah. Das wird in Deutschland erst nach der dritten Fehlgeburt gemacht, was ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Warum wird das nicht schon nach der zweiten gemacht? Eine zweite Fehlgeburt ist im Vergleich zu einer schon wesentlich seltener, warum guckt man da nicht schon, woran es liegt, sondern lässt die Gefahr zu, dass es ein weiteres Mal passieren kann. Jede einzelne Fehlgeburt ist so ein schreckliches, traumatisches Erlebnis. Es zerrüttet jegliches Vertrauen in den doch eigentlich so "normalen Vorgang" Schwangerschaft. Meine zweite Schwangerschaft war schlimm, ständig diese Angst, dann dazu noch die ständigen Probleme und Komplikationen. Ich konnte sie keinen Tag wirklich genießen. Da war kurz die Freude, dass es geklappt hat, und dann war Angst und Panik an der Tagesordnung. Und schließlich wurde ja alles wahr, wovor wir so große Angst hatten. Und die dritte Schwangerschaft war noch mal anders. Sie entstand durch eine künstliche Befruchtung. Wir wussten so genau alles, was passierte. Zwei befruchtete Eizellen wurden transferiert, wir wussten, ab wann man wusste, ob es geklappt hat und danach dann immer genau, wie alt das Kind war, wie weit es sein musste. Auch da war diese Angst so allmächtig. Bei jedem Ultraschall ging der Blick immer zuerst zum Herz, ob es noch schlug. Und dann, am 11.11.16, am Tag, wo die 12. Woche begann, schlug es nicht mehr. Ich weiß natürlich nicht, ob es etwas geändert hätte, wenn man unser zweites Kind schon untersucht hätte, aber zumindest hätte man da schon mal mehr gewusst, was schief lief. 

Stella wurde untersucht. Dadurch wissen wir, dass sie ein Mädchen war und dadurch wissen wir, dass sie Trisomie 21 hatte. Sie starb, ehe wir es erfahren konnten. Ehe dieser Apparat in Gang gesetzt wurde, ehe der erste Arzt sagte, er glaubt, das ist was nicht ok. Oder ehe der obligatorische Feinultraschall ansteht. Spätestens da hätte man uns wohl gesagt, dass unser Kind krank ist, dass die Möglichkeit besteht, dass es eine Chromosomenstörung haben könnte. Dann wäre vielleicht eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht worden. Und irgendwann hätten wir dann wohl erfahren, dass Stella eine Trisomie 21 hat. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, aber heute, nach allem was war, habe ich so den Wunsch, diese Möglichkeit überhaupt zu haben. Ich hätte mich so gerne für unser kleines Mädchen entschieden. Hätte sie willkommen geheißen und ihr die Welt gezeigt. Ich bin Kinderkrankenschwester, ich weiß zu gut, was es bedeutet. Trisomie 21 kann so verschiedene Auswirkungen haben, von leicht behindert mit geringen Einschränkungen bis hin zu schwersten Behinderungen, körperliche und geistige. Dennoch hätte ich das Abenteuer mit Stella so gerne gewagt. Sie hat uns diese Entscheidung abgenommen, wahrscheinlich war ein Herzfehler schuld. Dennoch denke ich so oft darüber nach, wie es gewesen wäre, ein Leben mit Stella und ihrem kleinen Extra. 


Nur eine Handvoll Leben



Montag, 4. Dezember 2017