Ohne Euch

Ohne Euch

Mittwoch, 13. Dezember 2017

Worldwide Candlelighting 10. Dezember 2017

Auch in diesem Jahr war es am zweiten Dezemberwochenende wieder soweit, das alljährliche Worldwide Candlelighting stand an. Wir zelebrierten diesen Gedenktag schon im 8. Jahr und ich musste im Vorfeld unsere Gedenkecke erweitern, weil für unsere drei Sternenkinder mittlerweile schon einige schöne Erinnerungen zusammen gekommen sind. 

Im letzten Jahr schon erreichten uns das wunderschöne Kerzenglas mit der leuchtenden Schrift "Licht der Sterne" und der kleine Schutzengel kurz nach Stellas Tod. Sie kamen von meinen ehemaligen Kugelbuddies, mit denen ich nach der ICSI gemeinsam eine Whatsapp-Gruppe hatte und zusammen schwanger war, bis das Stella uns verlassen hat. 

Später erreichte mich dann diese wunderschöne getöpferte Kugel mit Stella als Engel darauf von einer lieben Freundin und Leidensgenossin, die ich in meiner Sternenkinder-Gruppe bei Facebook kennengelernt hatte. Diese Kugel sagt so vieles aus, sie ist so wunderschön, ich sehe sie mir so gerne an und sehe meine Stella in ihr. 

Vor kurzem dann erreichten mich zwei überraschende Päckchen, die mich auch sehr berührt haben. In dem einen war dieser Holzständer mit den drei Holzsternen, für jedes Sternenkind eines, von einer lieben, "alten" Schulfreundin. So eine wunderschöne Erinnerung an unsere drei Sterne.
Und in dem anderen Päckchen war eine wunderschöne Tasse von den zwei der Freundinnen aus der alten Whatsapp, mit denen ich immer noch engen Kontakt habe. Es rührt mich so sehr, wie viele immer noch an mich und uns und unsere drei Kinder denken. Es tut so gut, dass sie nicht vergessen werden. 

Am Sonntag war ich den ganzen Tag schon in Gedanken an die Lichterwelle. Ich hatte die Gedenkecke am Vortag schon erweitert und neu dekoriert und so bald es dunkel wurde, brannten schon die Kerzen. Es ist immer wieder so tröstlich und warm, auch wenn es ebenso schmerzlich ist, dass wir jetzt schon seit so vielen Jahren um unsere Kinder trauern und entgegen der Hoffnungen, die wir solange hatten, uns nur die drei geblieben sind, ohne Kind im Arm oder an der Hand. 

Um 19 Uhr dann zündeten wir auch unsere drei Lichter auf dem Balkon an, die dort die ganze Nacht über brannten und ihr Licht in die Welt hinaus sandten. In diesem Jahr brannten unsere Kerzen für unsere eigenen drei Sternenkinder, für die vielen Sternenkinder unserer Freunde, Bekannten und aller, die wir durch unser Schicksal schon kennen gelernt haben. Und ganz besonders brannten sie für einen lieben Freund, der vor 2 Monaten ganz plötzlich nach einem schweren Herzinfarkt verstorben ist, und der uns seitdem so schmerzlich fehlt. Wir dachten an diesem Tag an alle, die uns so fehlen, an alle die dort oben im Himmel auf uns aufpassen. 

Samstag, 9. Dezember 2017

Trisomien - Wenn ein kleines Extra alles verändert

Nachdem Stellas Herz stehen blieb, wurde sie untersucht. Endlich wurde untersucht, warum auch das  Herz unseres dritten Kindes stehen geblieben war, obwohl alles immer so gut aussah. Das wird in Deutschland erst nach der dritten Fehlgeburt gemacht, was ich bis heute nicht nachvollziehen kann. Warum wird das nicht schon nach der zweiten gemacht? Eine zweite Fehlgeburt ist im Vergleich zu einer schon wesentlich seltener, warum guckt man da nicht schon, woran es liegt, sondern lässt die Gefahr zu, dass es ein weiteres Mal passieren kann. Jede einzelne Fehlgeburt ist so ein schreckliches, traumatisches Erlebnis. Es zerrüttet jegliches Vertrauen in den doch eigentlich so "normalen Vorgang" Schwangerschaft. Meine zweite Schwangerschaft war schlimm, ständig diese Angst, dann dazu noch die ständigen Probleme und Komplikationen. Ich konnte sie keinen Tag wirklich genießen. Da war kurz die Freude, dass es geklappt hat, und dann war Angst und Panik an der Tagesordnung. Und schließlich wurde ja alles wahr, wovor wir so große Angst hatten. Und die dritte Schwangerschaft war noch mal anders. Sie entstand durch eine künstliche Befruchtung. Wir wussten so genau alles, was passierte. Zwei befruchtete Eizellen wurden transferiert, wir wussten, ab wann man wusste, ob es geklappt hat und danach dann immer genau, wie alt das Kind war, wie weit es sein musste. Auch da war diese Angst so allmächtig. Bei jedem Ultraschall ging der Blick immer zuerst zum Herz, ob es noch schlug. Und dann, am 11.11.16, am Tag, wo die 12. Woche begann, schlug es nicht mehr. Ich weiß natürlich nicht, ob es etwas geändert hätte, wenn man unser zweites Kind schon untersucht hätte, aber zumindest hätte man da schon mal mehr gewusst, was schief lief. 

Stella wurde untersucht. Dadurch wissen wir, dass sie ein Mädchen war und dadurch wissen wir, dass sie Trisomie 21 hatte. Sie starb, ehe wir es erfahren konnten. Ehe dieser Apparat in Gang gesetzt wurde, ehe der erste Arzt sagte, er glaubt, das ist was nicht ok. Oder ehe der obligatorische Feinultraschall ansteht. Spätestens da hätte man uns wohl gesagt, dass unser Kind krank ist, dass die Möglichkeit besteht, dass es eine Chromosomenstörung haben könnte. Dann wäre vielleicht eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht worden. Und irgendwann hätten wir dann wohl erfahren, dass Stella eine Trisomie 21 hat. Ich weiß nicht, was ich gemacht hätte, aber heute, nach allem was war, habe ich so den Wunsch, diese Möglichkeit überhaupt zu haben. Ich hätte mich so gerne für unser kleines Mädchen entschieden. Hätte sie willkommen geheißen und ihr die Welt gezeigt. Ich bin Kinderkrankenschwester, ich weiß zu gut, was es bedeutet. Trisomie 21 kann so verschiedene Auswirkungen haben, von leicht behindert mit geringen Einschränkungen bis hin zu schwersten Behinderungen, körperliche und geistige. Dennoch hätte ich das Abenteuer mit Stella so gerne gewagt. Sie hat uns diese Entscheidung abgenommen, wahrscheinlich war ein Herzfehler schuld. Dennoch denke ich so oft darüber nach, wie es gewesen wäre, ein Leben mit Stella und ihrem kleinen Extra. 


Nur eine Handvoll Leben



Montag, 4. Dezember 2017

Samstag, 11. November 2017

Stellas 1. Sternengeburtstag

Jetzt ist es schon wieder ein Jahr her, seit wir diese alles verändernde Nachricht erhielten. Ein ganzes Jahr, in dem sich unser Leben eigentlich so anders verändern sollte. Wir waren so guter Hoffnung, nicht umsonst nennt man eine Schwangerschaft so. Trotz aller Ängste haben wir an Dich geglaubt, geliebte Stella. Wir kauften eine Spieluhr und ich spielte sie dir schon jeden Abend vor. Auch am Vorabend, da lief sie das letzte Mal überhaupt. 

Als wir dann beim Gynäkologen waren, wollten wir nur wieder die Beruhigung, in dem du uns zeigen würdest, wie schön du gewachsen warst und wie schön dein Herz schlug. Und dann kam dieser schreckliche Moment, der mich nie wieder loslassen wird. Du erschienst auf diesem Bildschirm, so gewachsen und wunderschön. Wir sahen deine Arme und Beine. Aber das entscheidende fehlte wieder. Dein Herz schlug nicht mehr. Und weil du das erste Mal überhaupt auf den Tag zeitgerecht warst, musste es kurz vorher passiert sein. Du hattest uns einfach verlassen, dein kleines Herz hatte aufgehört zu schlagen. Und unsere Herzen damit für immer gebrochen.

Wir hatten so gehofft und dich seit der ersten Minute so sehr geliebt. Aber manchmal ist Elternliebe wohl nicht genug. Du warst krank, sehr krank. Du hattest Trisomie 21 und wahrscheinlich war dein kleines Herz, was in seinen wenigen Wochen bei mir immer so schön und stark geschlagen hatte, sehr sehr krank. Wir hätten dich und dein kleines Extra so gerne kennen gelernt, dich in unseren Armen gehalten und dir unsere Liebe geschenkt. Stattdessen mussten wir dich zu deinen Geschwistern reisen lassen, hoch in den Sternenkinderhimmel. Es tut heute noch genauso weh, wie vor einem Jahr. Du fehlst in jeder Sekunde, du bist ständig in unseren Gedanken und immer in unseren Herzen. Wir lieben dich und werden dich immer lieben. 

Herzlichen Glückwunsch zu deinem 1. Sternengeburtstag geliebte Tochter. Wir hoffen, du feierst schön dort oben mit deinen Geschwistern, mit Oma und Opa, mit Leo und allen, die wir dort oben vermissen. Und eines Tages sehen wir uns alle wieder...

Sonntag, 5. November 2017

Sternentaufe

In einer Sternenkindergruppe auf Facebook bin ich heute auf einen Link gestoßen. 
Auf dieser Seite kann man sich kostenlos einen Stern aussuchen und taufen lassen. Und das musste ich natürlich sofort machen. Ich habe mir einen Stern für unsere drei Sternenkinder ausgesucht. Ich bin so gerührt, es ist ein besonderes Gefühl, dass es da jetzt einen Stern gibt, der wie unsere drei Engel heißt. Datiert ist die Taufe auf Stellas nahenden 1. Sternengeburtstag.



Sonntag, 1. Oktober 2017

Unendlicher Schmerz

Letzte Nacht lag ich wieder lange wach. Ich musste daran denken, dass ich genau vor einem Jahr gerade schwanger war. Ich hatte irgendwann wieder dieses Gefühl, dass es mich innerlich zerreißt. Es tut so unendlich weh, dass ich keines meiner Kinder bei mir halten konnte, dass ich nichts dagegen tun konnte, dass sie mich verlassen haben. Wenn ich an diese Zeit zurückdenke, als ich dich, meine geliebte Tochter Stella unter meinem Herzen trug, kann ich mich kaum noch an das Glück erinnern, welches ich empfunden habe. Die Trauer und der Schmerz sind so unendlich groß, ich fühle mich um mein Glück betrogen. Und frage mich wieder und wieder: Warum? Warum konnte das Schicksal mir nicht dieses eine Glück gönnen? Warum musste unsere kleine Stella so krank sein, dass sie uns verließ, noch ehe wir sie kennen lernen konnten? Warum musste mir das genommen werden, was ich mehr als alles andere ersehnt habe? Was habe ich getan, dass ich so brutal und schrecklich bestraft wurde? Warum musste ich drei Mal erleben, wie mein Leben zerbrach? Warum?

Ich werde es nie verstehen. Es ist einfach nur unfassbar ungerecht. Warum dürfen so viele Menschen um mich herum dieses Glück erfahren und ich nicht? Jeden Tag werde ich auf's neue damit konfrontiert, immer und immer wieder. Und werde es, bis an mein Lebensende. Es ist nichts, was vergeht, es ist nichts, was irgendwann wieder gut ist. Ich wurde um mein Leben mit meinen Kindern betrogen. Alles tut weh, der Kloß in meinem Hals ist riesig und die vielen Wunden an meinem Herz bluten wieder. Die Zeit heilt einen Scheiß, die Wunden werden immer da sein, zeitweise sind sie vernarbt, aber sie brechen immer und immer wieder auf und ich habe das Gefühl, desto mehr Zeit verstreicht, desto tiefer werden sie. 

Ich habe das Gefühl, ich kann nie mehr sagen, dass das Leben schön ist. Es ist nicht schön. Es fehlt so viel, was ich nie wieder bekomme. Manchmal versuche ich mir vorzustellen, wie es sein wird, wenn wir uns eines Tages wiedersehen. Aber selbst das klappt nicht mehr. Sonst hatte ich immer noch vereinzelte schöne Gedanken, die mich aufgebaut haben, wenn es mir mal so richtig schlecht ging. Da war sie einfach auch noch da, diese Hoffnung, die mich über so viele Jahre getragen hat. Die ist aber für immer verschwunden. Und mit ihr diese Bilder, die mich so lange glücklich gemacht haben, die Vorstellung, wie es wäre, eines Tages ein Kind im Arm zu halten. Ich werde nie mehr fliegen können, Peter Pan, denn mir fehlen diese schönen Gedanken dazu. 

Vor einem Jahr hatte ich jetzt noch 6 Wochen Schwangerschaft vor mir. Noch 6 unschuldige Wochen, in denen ich wieder so viel Angst und Sorgen hatte, aber auch 6 Wochen, in denen du noch bei mir warst, in denen wir so stark miteinander verbunden waren, meine Stella. Ob ich noch mal die Zeit zurückdrehen möchte? Nein, denn dann müsste ich dich noch mal gehen lassen. Und noch einmal erleben, dass ich so machtlos und ohnmächtig bin, dass ich nichts dagegen tun kann. Mir bleiben nur die Erinnerungen an diese Zeit und an dich, mein wunderschönes kleines Mädchen. Und eines Tages sehen wir uns wieder...

Freitag, 22. September 2017

Und da warst du plötzlich wirklich da

Heute vor einem Jahr waren dein Papa und ich unterwegs und da habe ich mir einen Schwangerschaftstest gekauft. Als wir dann zuhause waren, habe ich mich irgendwann endlich getraut und habe ihn gemacht. Und schon während der Wartezeit erschien da dieser zweite Strich. Ich habe nach deinem Papa gerufen und sofort so weinen müssen. Wir konnten es gar nicht glauben. Wir waren wirklich schwanger. Nach allem, was wir erlebt haben und nach den ganzen Sorgen, Hoffnungen, den Spritzen, den Hormonen war es plötzlich Wirklichkeit und du warst sofort einfach da, bei uns. Ich war so glücklich, und gleichzeitig sofort wieder so voller Sorgen und Ängste. Sollte es dieses Mal wirklich gut gehen? Würden wir denn wirklich im nächsten Sommer Eltern werden? Der Bluttest stand erst 4 Tage später an und solange musste ich noch warten, um das richtige Okay zu bekommen, aber ich wusste, mindestens einer der beiden wunderschönen Blumenkinder hatte es sich bei mir gemütlich gemacht. Und wieder wurde ich schon so ein bißchen Mutter. Diesen Moment werde ich wohl niemals mehr vergessen, genau wie es davor bei deinen beiden Geschwistern war, meine geliebte Tochter Stella. 

Samstag, 9. September 2017

Zeugung oder ein Akt der Liebe

Wer kann schon von sich behaupten, auf den Tag, auf die Stunde genau zu wissen, wann das eigene Kind gezeugt wurde. Das ist wohl ein kleiner Vorteil einer künstlichen Befruchtung. Vor einem Jahr wurdest du gezeugt, meine süße, kleine Stella. Vor einem Jahr nahm unsere Geschichte wieder einen neuen Lauf, zwei wunderschöne Embryonen ließen sich befruchten und wuchsen zu so wunderschönen Blumenkindern heran. Ich war so voller Hoffnung, so voller Liebe für euch und so voller Glaube daran, dass es endlich klappen könnte, dass ihr uns endlich zu Eltern macht, zu Erdeneltern. 

Die Punktion war irgendwie spannend. Ich bin nun mal Kinderkrankenschwester und solche Dinge, wie OPs, Infusionen, Blutabnahmen sind für mich relativ normal, ich kann damit gut umgehen, obwohl ich sauschlechte Venen hab, und eigentlich finde ich so OPs zB sogar recht spannend. Ich gehe da immer sehr entspannt ran und arbeite, so denke ich, auch gut mit. Und so war die Punktion für mich auch völlig entspannt, ich hab noch mit dem Anästhesist und meinem Kinderwunscharzt gescherzt und war recht schnell danach wieder auf den Beinen. Ganz so, als wusste ich, dass sich da etwas Gutes ergeben hatte. 

Aufgeregt war ich dann aber später doch, die ganze Nacht über und dann, als der Anruf kam, wie viele Eizellen befruchtet waren. Da waren es 4, eine gute Quote, für die 8 Eizellen, die mir bei der Punktion entnommen wurden. Dennoch hatte ich danach plötzlich wieder große Angst. Was, wenn keines der Embyronen überleben würde? Was, wenn am Ende nichts übrig war?

Als wir dann am 12.09.2016 zum Transfer in die Klinik kamen, war ich so aufgeregt, viel aufgeregter und ängstlicher, als vor der Punktion. Mein Kinderwunsch-Arzt war an diesem Tag im Urlaub und den Transfer sollte eine Kollegin machen. Sie war so lieb zu uns. Sie zeigte uns sofort die beiden übrig gebliebenen Blumenkinder und nahm uns doch einen großen Teil unserer Angst. 

Meine Oma war am Vortag, am 11.09.2016 verstorben, und ich machte mir große Sorgen, um die Trauer, ob sie das alles gefährden könnte. Auch diese Angst nahm mir die liebe Frau Doktor. Dann gingen wir in den Transferraum und sie gab mir unsere beiden Blumenkinder zurück. Dieser Moment war so kurz und unspektakulär, aber dennoch so lebensverändernd. 

Als wir die Klinik wieder verließen, wusste ich gar nicht, wie ich mich fühlen sollte. Die Wartezeit begann und ragte wie ein riesengroßer Klotz vor mir. Wie sollte ich diese Zeit nur überstehen?

Ich war zu dieser Zeit in einer Facebook-Gruppe zu dem Thema künstliche Befruchtung, und dort lernte ich dann 4 andere Frauen kennen, die auch in dieser Zeit ihre Punktionen und Transfers hatte. Wir gründeten eine Whatsapp-Gruppe und schrieben ab da sehr viel miteinander. Dieses gemeinsame Hibbeln und über unsere Hoffnungen und Ängste schreiben, tat uns wohl allen sehr gut. Wir begannen, in uns zu horchen, ob es schon erste Anzeichen gab und begannen, uns vorzustellen, wie es sein würde. Das war eine tolle und vor allem aufregende Zeit, und wir sind dadurch wohl immer irgendwie miteinander verbunden. Mit zwei von ihnen habe ich immer noch sehr engen Kontakt und sie sind zu Freundinnen geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Dafür an dieser Stelle einfach auch mal, Danke an die beiden, ich bin so froh, dass es euch gibt und dass ich euch habe! 

Samstag, 10. Juni 2017

Ich seh' dich

Ich sehe vor meinen Augen dein süßes Gesicht,
doch ich kenne die Farben deiner Augen nicht.
Habe nie das Strahlen darin gesehen,
musstest vorher schon von mir gehen.
Kleine Äuglein, die niemals weinen,
Kindertränen, die winzig kleinen.
Tränen, die schnell getröstet sind,
du nahmst sie mit, mein Kind.
Ich sehe das kleine Mündchen von dir,
doch es wird niemals rufen nach mir.
Es ist so süß und lächelt sogar dabei,
gingst schon vor deinem ersten Schrei.


Die Wangen noch nicht ganz babyrund,
obwohl kein Leben in dir ist, ist alles gesund.
Ich weiß, wie dein Näschen empor sich reckt,
doch du rümpfst es niemals ganz keck.

Ich sehe deine kleine Stirn, du Maus.
Doch du ziehst sie niemals kraus.
Wirst sie niemals ärgerlich runzeln
und dabei noch vermessen schmunzeln.

Du hälst deine Händchen fest an dich,
doch streicheln werden sie mich nicht.
Kleine Händchen, entzückend anzuschau'n,
werden sich mir nie suchend anvertrau'n.

Deine Füßchen so klein und zart
werden niemals stampfen ganz hart.
Wirst niemals kindliche Wut fühlen
und verwegene Empörung spielen.

Die Haut ist noch so fein und dünn
doch sie wird nie fühlen, wenn ich da bin.
Sie konnte nie meine Wärme spüren.
Musste dich so früh verlieren. ♥

Freitag, 2. Juni 2017

Dein letzter Weg

Seit zwei Monaten schiebe ich es jetzt schon vor mir her, das hier zu schreiben. Ich gebe zu, die letzten Wochen und Monate ging es mir gar nicht gut. Es kommt wohl mal alles raus, was wir in den letzten 12 Jahren erlebt und durchlebt haben. Und ich merke, dass ich meine Grenzen überschritten habe und dass es dieses Mal wesentlich schwerer wird, wieder zu einem "normalen" Alltag zurück zu finden. Ich werde viel Zeit und auch Hilfe brauchen, und beides nehme ich mir. Gemeinsam mit eurem Papa, dem es auch nicht gut geht. Das Schicksal hat uns in die Knie gezwungen, aber wir werden wieder aufstehen, irgendwann, neu gestärkt. 

Der Grund für diesen Eintrag ist dein letzter Weg, den wir am 30. März gemeinsam mit dir gegangen sind. Wir schon bei deinen beiden Geschwistern fand von unserem Krankenhaus eine Sternenkinder-Gedenkfeier statt. Und weil deine beiden Geschwister dort auch ihr Erdenbettchen haben, wollten wir natürlich, dass auch du dort dein Bettchen bekommst.

Wir hatten beide große Angst vor diesem Tag. Wir wussten so genau, was uns erwartet und wir wussten beide, wie schwer und schmerzhaft es werden würde. Und es war sofort wieder genau, wie bei den ersten Malen. So bald wir dort ankamen und ich die Trauerhalle sah und dieses Schild "Sternenkinder-Gedenkfeier" musste ich weinen. Dieser Ort ist für mich so voller Schmerz und Trauer, dass ich es sofort körperlich und seelisch spüre. Diese Gedenkfeier wird, wie schon seit Jahren, von einem katholischen und evangelischen Geistlichen zusammen gemacht. Die beiden begrüßten alle, die ankamen und warteten und hatten für alle ein tröstliches Wort. Einer von beiden kam dann auch zu uns, und als ich ihm erzählte, dass wir schon zum dritten Mal da waren, und unser drittes Kind, dieses Mal eine Tochter beerdigen würden, war er zutiefst gerührt und als ich wieder weinen musste, kamen auch ihm die Tränen. Diese kleine Geste, diese Reaktion berührte mich so sehr, es ging dort nicht nur um Fehlgeburten, es ging um jedes einzelne Kind, was dort betrauert wurde.

Die Gedenkfeier war wieder sehr schön, es wurden Texte vorgelesen. Dann haben wir wieder Teelichter angezündet, um euch den Weg zu leuchten, und diese wurden auf Sterne auf dem Boden gestellt. Eine Frau spielte "Somewhere over the Rainbow" und euer Papa und ich mussten immer wieder so sehr weinen. Du hast in diesem Moment so unendlich gefehlt. Warum musste ich dort wieder sein, statt mich auf dich freuen zu dürfen? Womit haben wir so viel Leid und Schmerz nur verdient?

Als die Gedenkfeier zuende war, sind wir in einem Trauerzug über den Friedhof zu den Sternenkinder-Gräbern gezogen. Ich musste wieder daran denken, wie wir das erste Mal dort lang gegangen waren. Und wie ich damals dachte, dass wir doch da so falsch waren und warum man sein Kind so verlieren und dort beerdigen musste. Auch jetzt habe ich mir nichts mehr gewünscht, als einfach aus diesem Alptraum zu erwachen. 

Als wir bei den Gräbern ankamen, war an einem Grabstein euer Bettchen ausgehoben. Es lag neben dem, wo Pünktchen liegt. Und auf dem Grab lag immer noch das Herz, was wir vor vier Jahren dort gelassen hatten. Das gab mir irgendwie ein gutes Gefühl, es war die ganze Zeit bei euch gewesen. Die Sonne schien, als würdest du uns etwas sagen wollen. Es wurden noch einige Worte gesprochen und dann wurde die Urne in dein Bettchen hinab gelassen. Da war er also da, der Zeitpunkt, Abschied zu nehmen. Wir sind zu dir gekommen und haben uns von dir verabschiedet. Wir hatten einen kleinen Stein mit einem Seestern und mit deinem Namen darauf dabei, den konnte ich auf den Grabstein legen. Dann mussten wir uns verabschieden und dich in deinem Erdenbettchen zurück lassen. Du bist dort nicht alleine, deine Geschwister sein bei dir. Und oben im Sternenkinderhimmel geht es euch gut, da tobt ihr mit Leo über die Wolken und wartet darauf, dass wir uns eines Tages wieder sehen. Für uns ist es eine so unendlich lange Zeit, für euch nur ein Wimpernschlag.

Als wir den Friedhof wieder verließen, fühlte ich mich irgendwie erleichtert. Der Schmerz war nicht weniger, aber ich war dennoch erleichtert, diesen Schritt getan zu haben. Es war ein Schritt mehr auf unserem Trauerweg. Und auch heute, dein eigentlicher Geburtstermin ist ein solcher Schritt. Bis jetzt war da immer noch dieser Gedanke, wie weit ich wäre, und ob du schon da wärst. Jetzt ist auch diese Schwangerschaft endgültig vorbei, auch in meinen Gedanken. Und du bleibst für immer dort oben, so weit entfernt. Immer noch ertappe ich mich, dass ich kurz denke, dass vielleicht doch alles gut ist. Aber sofort werde ich von der Realität eingeholt. Du bist fort und kommst nie wieder zu mir zurück. Damit muss ich leben, irgendwie. Bis wir uns dann eines Tages wiedersehen.

Errechneter Geburtstermin

Geliebte Stella, unsere kleine Tochter, wie gerne hätten wir dich heute willkommen geheißen und in unseren Armen gehalten. 🌟 Stattdessen sitzen wir hier und spüren heute noch mehr, als sonst schon jeden Tag, jede Stunde, jede Minute und Sekunde, wie sehr du und deine beiden Geschwister uns fehlt. 💔 Wir hätten so gerne mit dir dein Leben entdeckt, dein kleines Extra hätte es noch mehr zu etwas besonderem gemacht. 
Wir lieben dich und werden dich immer lieben und nie vergessen.

Montag, 27. März 2017

Aprilscherz

Bevor ihr einen für euch tollen Aprilscherz postet, nämlich ich bin schwanger, solltet ihr darüber nachdenken, wie viele Frauen Probleme haben schwanger zu werden, gerade ihr Kind verloren haben oder gar keine Kinder bekommen können. Wie toll findet ihr den Aprilscherz jetzt?

Samstag, 11. März 2017

Ungewollt kinderlos

Die Zeit rennt nur so an mir vorbei. Wir haben schon wieder fast Mitte März und ich sitze hier und frage mich mal wieder, was da in den letzten 6 Monaten alles mit mir, mit uns, passiert ist. Ich kann es immer noch nicht akzeptieren, aber ich muss es. Denn seit dem 28. Februar 2017 ist es zur Realität geworden, wir bleiben ungewollt kinderlos. Dabei war die Hoffnung bis zum Schluß so groß. Aber das Leben und sein Kumpel das Schicksal wollten uns nicht noch wenigstens dieses kleine Glück gönnen. Also kämpfe ich seit dem Tag für Tag damit, dieses neue Leben anzunehmen. 

Wir hatten es noch einmal versucht. Ein letzter Versuch, eine letzte ICSI sollte uns endlich zu glücklichen Eltern machen. Ich spritzte mir also wieder verschiedene Hormone, und es lief wieder sehr gut. Die Eizellen wuchsen, und es sah alles super aus. Am 10. Februar wurden mir 6 reife Eizellen entnommen, von denen 3 befruchtet werden konnten. Und am 13. Februar zogen zwei wunderschöne Embryonen bei mir ein. Unser Kinderwunsch-Arzt meinte, sie hätten eine super Qualität, die beste von diesem Tag. Also fuhren wir voller Hoffnung nach Hause und das Warten begann wieder. Ich musste wieder Geldkörperhormone und Östrogene nehmen, aber im Vergleich zum ersten Versuch im September, hatte ich so gut wie keine Nebenwirkungen, wie auch schon während der Stimulierung. Eigentlich hatte ich immer sehr auf alle Hormone reagiert, aber dieses Mal ging es mir erstaunlich gut. Da aber ja jeder Schwangerschaft anders ist, und alles immer alles und nichts bedeuten kann, versuchte ich ruhig zu bleiben und weiter zu hoffen. Nach 14 Tagen machte ich dann wieder einen Test zuhause, weil ich es nicht bis zum Bluttest ausgehalten hätte. Und der war erst negativ und erst später kam noch der Hauch von einem Strich. Ich war am Boden zerstört, an diesem Tag (Punktion +15) hätte eigentlich ein deutlicher Strich zu sehen sein müssen. Die Hoffnung schwand, aber ich zwang mich, noch nicht gänzlich aufzugeben. Am 28. Februar fuhren wir dann zum Bluttest und ich hatte da schon so ein mieses Gefühl. Mittags kam dann der befürchtete Anruf "Es tut mir leid, aber es hat nicht geklappt." 

Es war vorbei, endgültig. Ich würde niemals mehr schwanger werden und niemals mein Kind in den Armen halten dürfen. Alles in mir schrie, ich hatte immer so große Angst davor gehabt. Und jetzt war es Realität. Wie sollte ich denn damit leben? 

Die ersten Tage waren schlimm, ich habe wieder sehr viel geweint und getrauert. Und mit meinem Leben und Schicksal gehadert. Ich kann nicht verstehen, warum es das Leben so schlecht mit mir meint, immer und immer wieder. Was habe ich getan, dass mir noch nicht mal dieses kleine Glück vergönnt ist? Ich werde es wohl nie verstehen. Aber ich werde den Kampf aufnehmen und versuchen, mein Schicksal anzunehmen und mein Leben zu leben. Und ich werde mir Hilfe suchen, denn eine ungewollte Kinderlosigkeit gehört zu den schlimmsten Krisen, die man im Leben haben kann. Ich muss lernen, damit klar zu kommen, erst zu erleben, wie die Frauen in meinem Umfeld Mütter werden und dann irgendwann Großmütter. Und ich muss vor allem daran arbeiten, nicht daran zu verzweifeln oder zu verbittern. Es wird immer wieder sehr weh tun, aber dann muss ich es ebenso immer wieder schaffen, aus diesem Tief zu kommen und mein Leben weiter zu leben. Und das so glücklich wie möglich. 

Ein großes Glück habe ich ja in meinem Leben. Meinen Mann, meine große Liebe. Und so leid und weh es mir auch tut, ihn niemals zum Vater machen zu können, so glücklich bin ich, ihn an meiner Seite zu haben. Er ist meine Stütze und mein Halt. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn machen würde. Diese Krise ist unsere gemeinsame Krise und wir werden sie zusammen meistern. Wir müssen zusammen einen neuen Sinn für unser Leben finden und gemeinsam diesen Weg gehen. Und das werden wir auch tun. Mit viel Liebe und Nähe, miteinander, Hand in Hand.