Ohne Euch

Ohne Euch

Samstag, 9. September 2017

Zeugung oder ein Akt der Liebe

Wer kann schon von sich behaupten, auf den Tag, auf die Stunde genau zu wissen, wann das eigene Kind gezeugt wurde. Das ist wohl ein kleiner Vorteil einer künstlichen Befruchtung. Vor einem Jahr wurdest du gezeugt, meine süße, kleine Stella. Vor einem Jahr nahm unsere Geschichte wieder einen neuen Lauf, zwei wunderschöne Embryonen ließen sich befruchten und wuchsen zu so wunderschönen Blumenkindern heran. Ich war so voller Hoffnung, so voller Liebe für euch und so voller Glaube daran, dass es endlich klappen könnte, dass ihr uns endlich zu Eltern macht, zu Erdeneltern. 

Die Punktion war irgendwie spannend. Ich bin nun mal Kinderkrankenschwester und solche Dinge, wie OPs, Infusionen, Blutabnahmen sind für mich relativ normal, ich kann damit gut umgehen, obwohl ich sauschlechte Venen hab, und eigentlich finde ich so OPs zB sogar recht spannend. Ich gehe da immer sehr entspannt ran und arbeite, so denke ich, auch gut mit. Und so war die Punktion für mich auch völlig entspannt, ich hab noch mit dem Anästhesist und meinem Kinderwunscharzt gescherzt und war recht schnell danach wieder auf den Beinen. Ganz so, als wusste ich, dass sich da etwas Gutes ergeben hatte. 

Aufgeregt war ich dann aber später doch, die ganze Nacht über und dann, als der Anruf kam, wie viele Eizellen befruchtet waren. Da waren es 4, eine gute Quote, für die 8 Eizellen, die mir bei der Punktion entnommen wurden. Dennoch hatte ich danach plötzlich wieder große Angst. Was, wenn keines der Embyronen überleben würde? Was, wenn am Ende nichts übrig war?

Als wir dann am 12.09.2016 zum Transfer in die Klinik kamen, war ich so aufgeregt, viel aufgeregter und ängstlicher, als vor der Punktion. Mein Kinderwunsch-Arzt war an diesem Tag im Urlaub und den Transfer sollte eine Kollegin machen. Sie war so lieb zu uns. Sie zeigte uns sofort die beiden übrig gebliebenen Blumenkinder und nahm uns doch einen großen Teil unserer Angst. 

Meine Oma war am Vortag, am 11.09.2016 verstorben, und ich machte mir große Sorgen, um die Trauer, ob sie das alles gefährden könnte. Auch diese Angst nahm mir die liebe Frau Doktor. Dann gingen wir in den Transferraum und sie gab mir unsere beiden Blumenkinder zurück. Dieser Moment war so kurz und unspektakulär, aber dennoch so lebensverändernd. 

Als wir die Klinik wieder verließen, wusste ich gar nicht, wie ich mich fühlen sollte. Die Wartezeit begann und ragte wie ein riesengroßer Klotz vor mir. Wie sollte ich diese Zeit nur überstehen?

Ich war zu dieser Zeit in einer Facebook-Gruppe zu dem Thema künstliche Befruchtung, und dort lernte ich dann 4 andere Frauen kennen, die auch in dieser Zeit ihre Punktionen und Transfers hatte. Wir gründeten eine Whatsapp-Gruppe und schrieben ab da sehr viel miteinander. Dieses gemeinsame Hibbeln und über unsere Hoffnungen und Ängste schreiben, tat uns wohl allen sehr gut. Wir begannen, in uns zu horchen, ob es schon erste Anzeichen gab und begannen, uns vorzustellen, wie es sein würde. Das war eine tolle und vor allem aufregende Zeit, und wir sind dadurch wohl immer irgendwie miteinander verbunden. Mit zwei von ihnen habe ich immer noch sehr engen Kontakt und sie sind zu Freundinnen geworden, die ich nicht mehr missen möchte. Dafür an dieser Stelle einfach auch mal, Danke an die beiden, ich bin so froh, dass es euch gibt und dass ich euch habe!